Zelt

Inhaltsverzeichnis
Beispiel eines Hybridzelts aus Tunnelzelt und Firstzelt - Vaude Mark für 3 Personen
Tunnel-First-Zelt-Hybrid
(Bsp: Vaude Mark 3 Personen)

Das Zelt ist eines der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände für mehrtägige Outdoor-Aktivitäten – sofern man seine Nächte nicht ausschließlich in befestigten Unterkünften verbringt. Es bietet Schutz vor Wind und Wetter sowie vor den kleinen und winzigen Vertretern der Tierwelt.

Dieser Artikel fokussiert sich auf moderne Trekking Zelte. Im Vergleich zu klassischen Zelten spielen sie auf Grund ihrer Formen und verwendeten Materialien ihre Vorteile hinsichtlich Gewicht, Packmaß und Wetterbeständigkeit aus.
Klassische Materialien (z.B. aus Baumwolle) sind daher weitestgehend in eine Nische für Liebhaber verdrängt worden. Insbesondere bei Mehrtagestouren mit wechselnden Übernachtungsstellen spielen sie keine Rolle mehr.

Ein Zelt besteht aus:

  • einem Zeltgerüst, welches durch Zeltstangen oder -bögen und Zeltfixierungen (z.B. Heringe) geformt wird und
  • einer Zelthülle, welche zumeist aus einem Außenzelt und Innenzelt besteht. In Abgrenzung zu den sogenannten Tarps besitzen Zelte immer einen Zeltboden, welcher mit der Zelthülle verbunden ist.

Zeltgerüst

Das Zeltgerüst ist die tragende Konstruktion für das Zelt und verleiht ihm die jeweils charakteristische Form.

Zeltformen

Als tragende Elemente für das Zeltgerüst werden Zeltstangen genutzt. Grundsätzlich kann man die Zeltformen danach unterscheiden, ob starre Zeltstangen verwendet werden oder biegsame Gestängebögen.

Zeltstangen

Früher wurden Zelte ausschließlich über starre Zeltstangen errichtet und kamen vermutlich schon zu menschlichen Urzeiten zur Anwendung (z.B. Tipi). Mit der Entwicklung moderner Materialien waren diese Zeltformen schon fast vom Trekkingzelt-Markt verschwunden und wurden durch Gestängebogen-Zelte verdrängt (z.B. Tunnelzelte). Der Ultraleicht-Trend und das damit verbundene Prinzip multifunktionaler Ausrüstung lies diese klassischen Zeltformen wieder populärer werden. Statt spezieller Zeltstangen kann heutzutage auf gewichtseinsparende Wanderstöcke zurückgegriffen werden.

Firstzelt

Bei dieser Zeltform wird mit zwei Zeltstangen ein symmetrisches Schrägzeltdach errichtet. Sie werden Firstzelte (First: Dachlinie zwischen den Zeltstangen) oder auch Giebelzelte genannt (Giebel: dreieckige Eingangsbereich bzw. Zeltwand).

grafische Zeltform Darstellung eines Firstzeltes
Firstzelt (Grafik)
Beispiel eines Firstzelt - das zpacks Duplex
Firstzeltzelt
(Bsp: zpacks Duplex 2 Personen)

Vorteile:

  • einfacher Aufbauch
  • leicht (ultraleicht, wenn Wanderstöcke als Zeltstangen nutzbar)
  • geringes Packmaß
  • die neue Generation hat auch größere Apsiden

Nachteile

  • geringe Raumausnutzung (ca. 50% der Grundfläche) – Wände weniger steil aufragend als bei Gestängebögen-Zelte;
  • störende Zeltstange mitten im Eingangs-/ Giebelbereich
  • geringe Windstabilität
  • ungeeignet für schwierigen Untergrund, da nicht freistehend
  • oftmals schlecht zu belüften

Die sogenannten Tarptents mit eigenen Zeltboden gelten ebenfalls als Firstzelte, auch wenn sie wegen ihrer spartanischen Konstruktion eher an Tarps als an Zelte erinnern.

Pyramidenzelt

Diese Art von Zeltform ergibt sich durch das Aufspannen der Zelthaut über eine mittig aufgerichtete Zeltstange. Je nach Abspannung ergibt sich dann die namensgebende Pyramidenform mit vier Seiten und rechteckigen Grundriss (oder auch „mids“ – Kurzform des englischen „pyramid“) oder die konischer Form (Kegel) mit kreisrundem Grundriss, welche dann Tipi bzw. Lavvu genannt wird.

grafische Zeltform Darstellung eines Pyramidenzelts
Pyramidenzelt (Grafik)

 

Beispiel eines Pyramidenzeltes - das zpacks Plex Solo
Pyramidenzelt
(Bsp: zpacks Plex Solo)

Vorteile:

  • sehr einfacher Aufbau
  • sehr leicht (ultraleicht, wenn Wanderstock als Zeltstange nutzbar)
  • sehr geringes Packmaß
  • sehr windstabil

Nachteile:

  • geringe Raumausnutzung (weniger als 50% der Grundfläche), da Wände weniger steil aufragen als bei Gestängebögen-Zelte; zudem ist die Position der Zeltstange ungünstig
  • geringe oder keine Apsiden  – die geringe Raumnutzung lässt wenig Raum für ein Vorzelt
  • ungeeignet für schwierigen Untergrund, da nicht freistehend
  • oftmals schlecht zu belüften

Gestängebögen

Durch flexible bzw. biegsame Zeltstangen können U-förmige Bögen als tragende Elemente gebildet werden. Diese Art von Zeltkonstruktionen sind weiterhin am weitesten verbreitet im Trekking-Bereich. Ihre Formen bieten ein sehr hohe Raumausnutzung (bis zu 90% der Grundfläche). Die Grundformen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Anordnung der Gestängebögen, welche entweder parallel oder gekreuzt verlaufen.

Tunnelzelt

Tunnelzelte bestehen aus mindestens zwei parallel verlaufenden Gestängebögen. Diese Konstruktion ist nicht freistehend und muss mit Zeltfixierungen abgespannt werden (z.B. Heringe).

grafische Zeltform Darstellung eines Tunnelzelts
Tunnelzelt (Grafik)
Beispiel eines Tunnelzelts - Vaude Arco XT für 3 Personen
Tunnelzelt
(Bsp: Vaude Arco XT 3P)

Vorteil:

  • sehr gute Raumnutzung, durch die fast senkrecht ansteigenden Seitenwände wird ein hoher Anteil der gesamten Grundfläche genutzt (ca. 90%); damit auch ein sehr gutes Platz/Gewicht-Verhältnis und Packmaß/Gewicht-Verhältnis
  • große Apsiden (Zelt-Vorraum)
  • sehr schneller und einfacher Aufbau – insbesondere im Regen, da das Außen- vor oder gleichzeitig mit dem Innenzelt errichtet werden kann
  • relativ windstabil – anfällig, wenn der Wind seitlich auf den Tunnelbogen drückt.

Nachteile:

  • nicht für schwierigen Untergrund geeignet (z.B. Fels, Sand), da Konstruktion abgespannt werden muss
  • hoher Stellplatzbedarf durch die notwendigen Abspannungen,
  • oftmals schlechter zu belüften als Kuppelzelte
  • Position aufgebaute Zelte nur noch schwer anpassbar )finale Ausrichtung muss vor Errichtung gut geplant werden)
Einbogenzelt

Eine spezielle Form der Tunnelzelte sind sogenannte Einbogenzelte. Wie der Name bereits verrät, wird hier lediglich ein Gestängebogen verwendet.

Beispiel eines Einbogenzelt - Vaude Lizard Seamless ultraleicht
Einbogenzelt
(Bsp: Vaude Lizard Seamless)

Im Vergleich zu den Tunnelzelten sind sie sehr leicht da auf mindestens ein Gestängebögen verzichtet werden kann. Dies geht aber zu Lasten der Raumnutzung welche sich auf ca. 60% der Nutzfläche reduziert. Sie haben eine viel geringere Kopffreiheit und sehr kleine Apsiden.

Sonstige Sonderform von Tunnelzelten

Einige Hersteller kombinieren Elemente unterschiedlicher Zeltformen und schaffen sogenannte Hybride, um Schwächen der Grundformen auszugleichen.
So gibt es beispielsweise Tunnelzelte bei denen eine zusätzliche Stange die beiden Bögen miteinander verbindet und einen First bildet (Tunnel-Giebel-Hybrid). Die Konstruktion wird hierdurch freistehend und stabiler (z.B. trägt höhere Schneelast) und kann unter Umständen auch eine zusätzliche Apside bilden. Allerdings erkauft man sich diese Vorteile mit einem erhöhten Gewicht.

Beispiel eines Hybridzelts aus Tunnelzelt und Firstzelt - Vaude Mark für 3 Personen
Tunnel-First-Zelt-Hybrid
(Bsp: Vaude Mark 3 Personen)

Biwakzelte sind minimalistische Zelte oder luxuriöse Biwaksäcke – je nach Perspektive. Vom Prinzip sind es Biwaksäcke mit mindestens einem Gestängebogen. Diese befinden sich über dem Kopfende (teilweise gibt es einen zusätzlichen über dem Fußende) und sind so klein gehalten, dass man in den Biwakzelten nur liegen bzw. schlafen kann. Es ist nicht möglich in Biwakzelten zu sitzen oder Gepäck unterzubringen. Die großen Vorteile sind das äußerst geringen Gewicht und Packmaß, der geringe Platzbedarf sowie die geringen Windanfälligkeit (flachen Konstruktionsweise). Da Biwakzelte aus Gewichtsgründen meistens nur einwandig sind, kommt zum Platzmangels die üblichen Nachteile in Form von Kondenswasser im Zeltinneren hinzu. Ähnlich wie Biwaksäcke sind sie eher eine Seltenheit im Trekkingbereich. Statt Biwakzelten wird oftmals eher auf die noch minimalistischeren Tarps als reinen Wetterschutz zurückgegriffen.

Beispiel eines Biwakzelts - Vaude Bivi
Biwakzelt
(Bsp: Vaude Bivi)
Kuppelzelt

Bei Kuppelzelten (auch Iglu genannt) kreuzen sich mindestens zwei Gestängebögen an einer Stelle (meist am höchsten Punkt des Zeltes) und verlaufen somit diagonal über der Grundfläche. Diese Konstruktion ist freistehend und benötigt keine Abspannungen wie andere Zeltformen.

grafische Zeltform Darstellung eines Kuppelzelts
Kuppelzelt (Grafik)
Beispiel eines Kuppelzelts - Vauda Campo Compact für 2 Personen
Kuppelzelt
(Bsp: Vaude Campo Compact 2P)

Vorteile:

  • auch für schwierigen Untergrund geeignet (z.B. Fels)
  • die Position errichteter Zelte ist relativ leicht anpassbar (zur Optimierung der finalen Ausrichtung)
  • geringer Stellplatzbedarf, da weniger Abspannleinen benötigt werden (bei gutem Wetter kann sogar komplett darauf verzichtet werden)
  • gute Windstabilität
  • gute Raumnutzung (ca. 75-80%); die Zeltwände steigen etwas weniger steil an als bei Tunnelzelten
  • oftmals bessere Belüftungsmöglichkeiten als Tunnelzelte

Nachteile:

  • schwieriger und zeitaufwändiger Aufbau – bei vielen Kuppelzelten muss zusätzlich das Innenzelt vor dem Außenzelt erreichtet werden, was bei Regen ein Problem ist
  • sehr kleine Apsiden
Geodät

Eine weiterentwickelte Variante des Kuppelzeltes ist das sogenannte Geodät. Dem Kuppelzelt wird hier mindestens ein weiterer Gestängebogen hinzugefügt, welche die anderen Gestängebögen mehrfach kreuzt – anders als Kuppelzelten, bei denen sich alle Bögen nur an einem einzigen Punkt kreuzen.

grafische Zeltform Darstellung eines Geodät-Zelts
Geodät (Grafik)
Beispiel eines Geodät - Vaude Geodesic Power Sphaerio für 3 Personen
Geodät
(Bsp: Vaude Geodesic Power Sphaerio 3P)

Im Vergleich zu einfachen Kuppelzelten verleiht ihnen das folgende Vor- und Nachteile:

Vorteil:

  • sehr stabile Zeltkonstruktion – gegenüber Wind und Schnee; dies macht sie zum idealen Zelt für Expeditionen in (hoch-) alpine oder polare Regionen, bei denen mit starken Winden und viel Schnee gerechnet werden muss,
  • etwas größere Apsiden

Nachteile:

  • hohes Gewicht durch zusätzliche Gestängebögen; Geodäte die speziell als Expeditionszelt konzipierte wurden, sind darüber hinaus mit widerstandsfähigere und damit noch schweren Materialien ausgestattet (dickere Gestänge und Zeltwände)
  • sehr schwieriger und zeitaufwändiger Aufbau
Sonstige Sonderformen von Kuppelzelten

Üblicherweise sind alle Gestängebögen an den gegenüberliegenden Punkten am Zeltboden fixiert. Beim Tripod ist der zweite Gestängebogen etwas kürzer und nicht im Boden fixiert. Im Vergleich zum einfachen Kuppelzelt kann auf diese Weise eine (größere) Apside geformt werden. Allerdings geht dies zu Lasten der Windstabilität.

Beispiel eines Tripods - Vaude Hogan Ultraleicht - Zeltgestänge und Innenzelt
Beispiel eines Tripods - Vaude Hogan Ultraleicht
Tripod-Zelt
(Bsp: Vaude Hogan UL – mit und ohne Außenzelt)

 

Es gibt auch Hybride aus Kuppel- und Tunnelzelten. Üblicherweise wird dem Kuppelzelt ein weiterer Gestängebogen vorgesetzt. So vergrößert man den Eingangsbereich und schafft eine sehr große Apside, die für Ausrüstung oder zum Kochen bei schlechten Wetter genutzt werden kann. Dieser (Platz-)Vorteile geht aber mit zusätzlichem Gewicht und den üblichen Nachteilen von Tunnelzelten einher (nicht freistehend, seitenwindanfällig).

Beispiel eines Hybrid aus Kuppelzelt und Tunnelzelt - Vaude Campo Compact XT für 2 Persoenen
Kuppel-Tunnelzelt-Hybrid
(Bsp: Vaude Campo Compact XT 2P)

Zeltstangen

Damit Zeltstangen einfach zu transportieren sind, bestehen sie aus hohlen zusammensteckbaren EinzelsegmentenAls Materialien werden leichte und stabile Materialien wie Aluminium oder Carbon verwendet.

Gestänge aus einer Aluminium bzw. aus einer Aluminium-Legierung sind ein guter Kompromiss aus Gewicht, Stabilität und Preis. Carbon hingegen ist besonders robust, Hitze- und Kältebeständig und vor allem sehr leicht, aber auch wesentlich teurer.

Zeltstangen aus Glasfaser bzw. Glasfiber (langfaserige Kunstfaser) kommen bei hochwertigen Trekkingzelten nicht zum Einsatz, da sie schwerer und weniger stabil sind sowie leicht splittern können.

Zeltfixierung

Um Zelte zu errichten, müssen diese – abgesehen von freistehenden Zeltformen – mit Zeltschnüren und Bodenfixierungen abgespannt werden. Gleichzeitig erhöht diese die Stabilität aller Zeltformen – insbesondere bei widrigen Wetterbedingungen (z.B. Sturm, Schnee).

Arten von Fixierungen

In Abhängigkeit vom Gelände und Untergrund werden sehr unterschiedliche Arten von Fixierungen benötigt. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen:

  • Heringen,
  • Nägeln,
  • Ballastbeutel oder Ankern.
Heringe

Heringe (oder auch „Häringe) sind vereinfacht ausgedrückt spitzzulaufende längliche „Bleche“. Je nachdem wie die „Bleche“ gebogen oder gefalzt sind, ergeben sich die unterschiedliche Profilformen. Je nach Profile können sie auf sehr unterschiedlichen Untergründen genutzt werden. Auf Grund des weiten Einsatzgebietes sind sie bei Trekkingzelten auch besonders verbreitet.

V-Profil:


Auf Grund ihrer Form sind sie stabiler als Nägel und können daher auch aus weicheren und leichteren Materialien bestehen. Aluminium V-Profile nehmen es in Sachen Stabilität mit schweren Stahlnägeln auf. Allerdings sind sie schwieriger in den Boden zu treiben als Erdnägel.

Beispiel eines V-Profil Herings - Toaks Titanium V-peg
V-Profil Hering
(Bsp: Toaks Titanium V-peg)
Y- und X-Profil


Diese Profilformen decken den breitesten Einsatzbereich ab. Sie sind noch stabiler als V-Profile. Ihre zusätzliche(n) Rippe(n) verhindert auf weicheren Böden das seitliche Herausdrehen. In harte Böden sind sie aber auch noch schwerer zu treiben als V-Profile.

Beispiel eines x-förmigen Herings - Vaude X-peg
X-Profil Hering
(Bsp: Vaude X-peg)
U-Profil/ halbschalig


Heringe mit halbrunden Profil haben ähnliche Eigenschaften wie V-Profile, sind aber für weiche Böden gedacht. Für besonders weiche Böden wie Sand oder Schnee werden oftmals besonders lange U-Profile quer gelegt. Alternativ kommen Ballastbeute bzw. Anker zum Einsatz (siehe unten).

Beispiel eines u-förmigen Herings - Vaude Snow and Sand peg
U-Profil Hering (Bsp: Vaude Snow and Sand Peg)
Nägel

Hierbei handelt es sich um Befestigungen in Stiftform mit kreisförmigen Kopf oder einem abgewinkelten Ende. Das typische Einsatzgebiet für Nägel sind sehr harte Böden (steinig, gefroren) oder sehr kleine Felsspalten. Auf weichen Böden bieten Erd- oder Felsnägel kaum Stabilität und drehen sich unter Belastung schnell heraus.

Erdnägel sollten auf Grund ihrer schlanken Form aus harten Material bestehen (z.B. Stahl, Titan), da sie sonst leicht verbiegen können . Viele Zelte im Billig- und teilweise auch im Mittelklasse-Segment werden aus Kostengründen leider oft nur mit einfachen Stahlnägeln ausgeliefert.

roter Erdnagel - Vaude Hexagon
Erdnagel (Bsp: Vaude Hexagon Pin)

Felsnägel sind für besonders harte Untergründe ausgelegt und bestehen daher auch aus besonders robusten Materialien (z.B. Stahl).

Beispiel eines Felsnagels - Vaude Cast Iron Pin
Felsnagel (Bsp: Vaude Cast Iron Pin)
Ballastbeutel oder Anker

Auf besonders weichen Böden – wie Sand und Schnee – kommen mit Ballast gefüllte (Stoff)-Beutel oder Anker zur Anwendung. Alternativ werden auch U-förmige Heringe genutzt (siehe oben).

Beispiel eines Ballastbeutel - Exped Snow and Sand Tent Anchor
Ballastbeutel
(Bsp: Exped Snow and Sand Tent Anchor)

Materialien der Zeltfixierung

Zeltfixierungen bestehen je nach Einsatzzweck und Budget aus folgenden typischen Materialien:

  • Aluminium: guter Kompromiss aus Gewicht, Stabilität und Preis; die meisten Heringe bestehen aus einer Aluminiumlegierung und somit sehr verbreitet
  • Stahl: stabil, aber relativ schwer
  • Carbon: sehr stabil, aber bricht (scharfkantig) bei Überschreitung der Belastungsgrenze; üblich sind daher Carbon-Metall Kombinationen (z.B. Nägel mit Aluminium beschichteten Carbon-Kern)
  • Titan: sehr stabil und relativ leicht – allerdings auch sehr teuer
  • Kunststoff: genauer gesagt thermoplastische Kunststoffe (PP oder einem PC/ABS Blend). Sie zeichnen sich durch ein geringes Gewicht, Temperaturbeständigkeit und Schlagzähheit aus.

Zelthülle

Die Zelthülle oder -haut wird über das Zeltgerüst aus Zeltstangen oder -bögen gespannt bzw. in dieses eingehängt.

Bestandteile

Zeltwand

Zelte mit nur einer (Außen-) Zelthülle werden Einwandzelte genannt. Die Hülle ist direkt mit dem Zeltboden verbunden. Diese Art der Zelte weisen eine sehr schlechte Belüftung auf. In der Folge bildet sich bei abkühlender Luft auf der Innenseite der Zeltwand Kondenswasser und dieses kann ungehindert auf Ausrüstung und Bekleidung abtropfen. Das Kondenswasser wird oftmals auch fälschlicherweise als Undichtigkeit der Zelthülle gewertet. Die Kondenswasserbildung überwiegt den Vorteil des geringeren Gewichts im Vergleich zu Doppelwandzelten, so dass sie im Trekking-Bereich eher unüblich sind. Daher wird dann meist direkt auf minimalistische Tarps zurückgegriffen (Zeltplanen).

Von Doppelwandzelten spricht man, wenn das Zelt zusätzlich zur wetterbeständigen Außenhülle ein Innenzelt aufweist. Das macht die Zelte etwas schwerer, aber verbessert das Klima und den Komfort enorm und hat sich als Standard im Trekking-Bereich durchgesetzt.

Außennzelt

Das Außenzelt dient primär dem Wetterschutz (Niederschlag, Wind). Bei den Doppelwandzelten ist es nicht mit dem (Zelt-) Boden verbunden und gewährleistet somit – je nach Zeltform – eine entsprechend gute Luftzirkulation, um die Kondenswasserbildung zu reduzieren. Bei Winterzelten reicht die Außenzeltwand bis zum Boden, damit Schnee nicht in das Innere des Zeltes gelangen kann. Die Belüftung erfolgt dann über verschließbare Lüftungsklappen.

Innenzelt

Alle Doppelwandzelte haben ein Innenzelt, welches mit dem Zeltboden verbunden ist und bilden den eigentlichen Schlafbereich. Das Innenzelt besteht aus atmungsaktiven Zeltwand-Materialien (Reduzierung von Kondenswasser) und schützt zugleich gegen alles was „kreucht und fleucht“ (z.B. Mücken) sowie dem Zeltboden (Nässeschutz von unten).

Zelthüllenstoff

Grundmaterialien

Die Zelthülle – ob nun Außenwand, Innenwand oder Zeltboden – besteht aus einem Kunststoffgewebe (Nylon, Polyester), welches allerdings erst durch eine zusätzliche Beschichtung oder Laminierung ihre wetterfesten Eigenschaften erhält (wasserdicht, UV-beständig, etc.).

Natürliche Materialien wie Baumwolle sind im Trekkingbereich nicht üblich. Sie bietet zwar eine gewisse natürliche Wasserdichtigkeit (durch die aufquellenden Fasern), aber das von Natur aus schwere Material wird durch das Wasser noch schwerer und trocknet zudem nur sehr schlecht.

Nylon/ Polyamid

Polyamid (Handelsname Nylon) ist sehr scheuerbeständig und reißfest. Bei der Webung des Zeltstoffes kann daher auf sehr dünne Nylonfaden zurückgegriffen werden. Allerdings dehnen sich (unbehandelte) Nylonfäden bei Nässe aus. Zelte auf Nylon-Basis müssen daher eher bei Regen nachgespannt werden und brauchen länger zum Trocknen. Zudem weist Polyamid nur eine geringe UV-Beständigkeit auf.

Aus diesem Grund muss Nylon-Gewebe zusätzlich beschichtet bzw. laminiert werden. Neben einer Beschichtung kann die sog. „Ripstop“ Webung helfen die Ausdehnung bei Nässe zu reduzieren. Diese Art der Webung erhöht zusätzlich die Weiterreißfestigkeit des Materials.

Polyester /Polyethylen (PE)

Polyester ist im Gegensatz zu Polyamid UV-beständig und kaum feuchtigkeitsempfindlich. Da es weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann, hängen Zelt aus diesem Material bei Regen weniger durch und trocknen auch schneller als Nylon-Zelte. Andererseits ist es ohne zusätzliche Beschichtung/ Laminierung weniger reißfest und benötigt bei der Webung dickere Polyesterfäden. Das Material gilt auch als relativ „laut“, welches sich insbesondere durch ein „knattern“ bei Wind äußert.

Ein besonders leistungsfähiges Polyester ist das sogenannte Cuben Fiber oder auch Dyneema® Fiber. Es ist sehr leicht und weist eine hohe Beständigkeit gegenüber mechanischen Abrieb, Feuchtigkeit, UV-Strahlung sowie Chemikalien auf. Allerdings kommt es nicht in dieser Grundform direkt zur Anwendung bei Zelten, sondern bedarf – wie alle anderen Materialien – einer zusätzlichen Bearbeitung des Gewebes.

Zelt-Stoff

Der Nylon- oder Polyesterfaden wird zu einem Stoff verwebt. Die wichtigsten Merkmale des gewobenen Stoffes sind dabei Fadenstärke (D)  und Fadendichte (T). Grundsätzlich gilt: je stärker der Faden und je dichter dieser verwebt wird, desto robuster (und schwerer) ist der Zeltstoff.

Fadenstärke

Für die Stärke oder Dicke eines Fadens wird üblicherweise das französische Wort „Denier“ (D) verwendet. Je höher der Wert, desto mehr Fasern werden pro Längeneinheit Stoff verwendet. Die Angabe von „70D“ bedeutet, dass 70 Fasern auf einer Länge von 9.000 Meter Stoff verwendet werden (basiert noch auf historischen Maßen bei der Seidenherstellung). Je dicker ein Faden, desto reißfester und stabiler ist er – allerdings auch schwerer. Dünne Fäden wiederum ermöglichen eine hohen Fadendichte.

Fadendichte

Die zweite wichtige Angabe bei Zeltstoffen ist die Fadendichte. Hier wird auf den englischen Begriff „Thread“ (T) für Faden zurückgegriffen. Je höher der Wert T, desto dichter ist das Gewebes. Die Angabe „240T“ bedeutet beispielsweise, dass der Stoff aus 240 Fäden pro Zoll besteht. Stoffe aus besonders dünnen Fäden und einer hohen Fadendichte können bereits eine Wassersäule von 600-800 mm aufweisen (ab. 1.500 mm gilt ein Material als wasserdicht).

Mesh: die Wände von Innenzelten bestehen oftmals aus einem hohen Anteil aus sogenannten „Mesh“ (Moskitonetz). Die Webung zeichnet sich durch geringe Fadendichte bzw. größere Freiräume zwischen den Fäden aus. Diese sind so klein, dass kleinere Insekten wie Moskitos,  Sandmücken oder Ameisen abgehalten werden. Gleichzeitig sind sie groß genug, um für ausreichend Luftzirkulation bzw. Atmungsaktivität zur sorgen.

Beispiel eines Innenzelts mit Meshanteil
Innenzelt mit Mesh-Anteil
(Bsp: Vaude Hogan UL)

Ripstop: dies ist eine spezielle Webung bei der in regelmäßigen Abstand von ca. 5 bis 8 mm ein (dickerer) Verstärkungsfaden sowohl längs und quer (sog. Schuss und Kette) eingewoben wird. Die verbessert nicht nur das Gewichts-/ Stabilitätsverhältnis von Stoffen sondern erhöht vor allem ihre Weiterreißfestigkeit.

Beispiel eines antrazit-farbenen Nylon Ripstop Gewebe
Ripstop Gewebe

Beschichtung/ Laminierung

Der Zeltstoff weist bereits – je nach Grundmaterial – eine gewisse Wetterfestigkeit auf. Allerdings sind die Stoffe erst durch eine zusätzliche Behandlung – Beschichtung oder Laminierung – für den Einsatz als Zelthülle geeignet.

Beschichtung

Die Beschichtung ist ein Verfahren, bei der ein zusätzliches Material auf den Zeltstoff aufgetragen wird, um diesen wasserdicht und und widerstandsfähig gegen UV-Strahlung zu machen.

Silikon

Bei der Beschichtung mit Silikon ummantelt dieses die Fäden und die bewegliche Fadenstruktur und führt so zu einer überlegenen Weiterreißfestigkeit. Zudem füllt das Silikon die Poren des Gewebes und lässt das Wasser leichter abperlen. Aus diesem Grund sind Silikonbeschichtete Zelte auch mit einer geringen Wassersäule wasserdicht. Sie gelten zudem als atmungsaktiver als andere Beschichtungen. Silikon hat vor allem den Vorteil den Zeltstoff beständig gegenüber UV-Strahlung zu machen.

Silikonisierte Materialien sind leichter, aber auch teurer als andere Beschichtungen und daher der Standard für hochwertige Außenzelte. Teilweise werden Außenzelte – meist aus Kostengründen – nur auf der Außenseite mit Silikon beschichtet und auf der Innenseite mit PU.

Polyurethan (PU)

PU-beschichtete Materialien weisen eine hohe Wassersäule und somit Wasserdichtigkeit auf. Sie bleiben relativ elastisch und sind kältebeständig. Allerdings ist PU empfindlich gegenüber UV-Strahlung. Wenn derartige Zeltmaterialien zu intensiv der Sonne ausgesetzt sind, leidet ihre Wasserdichtigkeit. PU-beschichtete Materialien werden daher vor allem für Zeltböden oder als Außenmaterial von „Mittelklasse-Zelte“ verwendet.

PU ist ökologisch nicht unbedenklich. Es kann den fortpflanzungsgefährdende Weichmacher BBP (Benzylbutylphthalat) enthalten. Zudem ist das Recycling schwierig und bei der Verbrennung entstehen giftige Dioxine.

Polyvinylchlorid (PVC), PAC

PVC macht das Gewebe absolut wasserdicht und sehr robust. Es ist allerdings sehr schwer und macht das Material bei Temperaturen um den Gefrierpunkt unelastisch und bruchanfällig.

Zudem ist PVC ökologisch umstritten. Einige der in Weich-PVC enthaltenen Weichmacher der Stoffgruppe „Phthalate“ gelten als höchst gesundheitsgefährdend. Die Phthalate DEHP, DBP, BBP werden von der EU als fortpflanzungsgefährdend eingestuft. Das Recycling ist durch die Vielzahl der Zusatzstoffe problematisch und bei der Verbrennung können giftige Dioxine entstehen.

Aluminium

Von außen mit Aluminium bedampftes Gewebe soll das Innenzelt bei Sonneneinstrahlung etwas kühler halten. Auf der Innenseite aufgebracht soll es den Innenraum länger warm halten. Die Beschichtung ist allerdings nicht sehr langlebig. Das aufgedampfte Material platzt leicht ab oder bekommt Risse. Zudem reduziert es die Stabilität des Gewebes. Die Wasserdichtigkeit wird im übrigen durch Aluminium nicht erhöht! Aluminiumbedampfung kommt heute lediglich noch bei Billig-Zelten zur Anwendung.

Beispiel eines Aluminium-bedampften Zeltes (Oregon Trail Iglu III)
Aluminium-Zeltes
(Bsp: Oregon Trail Iglu III)
Laminierung

Bei der Laminierung wird eine zusätzliche Material-Schicht aufgeklebt und findet vor allem bei (teuren) Ultraleicht-Zelten ihre Anwendung.

Thermoplastisches Polyurethan (TPU)

Um Gewicht zu sparen werden beispielsweise auf auf die sehr dünnen und eng gewebten Zeltböden dünne Folien aus thermoplastischem Polyurethan (TPU) vollflächig aufgeklebt.

Dyneema®

Dyneema®  besteht aus äußerst robusten Polyethylen-Fasern (UHMwPE). Für die Anwendung als Zeltmaterial werden mehrere Gewebe-Schichten davon verklebt und bilden das sogenannte Dyneema®  Composite Fabrics (DCF). Diese Zelte sind sehr leicht und robust. 

Beispiel eines Firstzelt - das zpacks Duplex
Dyneema-Zelt
(zpacks Duplex 2 Personen)

 

Interne Links

Quellen & Hersteller-Links

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner